VPN – Digitaler Schutz oder Abzocke?

Helena, 15

VPN – Digitaler Schutz oder Abzocke?


„Ein VPN bietet dir Sicherheit und komplette Anonymität. Du brauchst auf jeden Fall einen VPN.“

Das zumindest behaupten Anbieter von VPN-Lösungen.  Auch auf YouTube wird ziemlich viel Werbung für VPNs gemacht. Um diese Aussagen beurteilen zu können, ist es wichtig zu wissen, was ein VPN überhaupt ist.

Was bedeutet VPN?

VPN ist die Abkürzung für Virtual Private Network, auf Deutsch Virtuelles Privates Netzwerk.

Wie funktioniert ein VPN?

Ein Beispiel für den Einsatz eines VPN könnte sein, dass du in einem Browser die URL einer Website eingibst. Nach der Eingabe sendet der Browser eine Anfrage an deinen Internet-Anbieter (z.B. Vodafone oder Telekom). Von dort aus sorgt der Internet-Anbieter dafür, dass der entsprechende Zielserver (bei dem die von dir angeforderte URL liegt) mit deiner Anfrage kontaktiert wird und diese verarbeitet. Wenn der Zielserver erreichbar ist, bekommst du die Inhalte zu sehen. Dabei bist du nicht anonym, denn jedem Gerät mit Internetzugang wird eine eindeutige Nummer zugewiesen: Die IP-Adresse. IP steht dabei für Internetprotokoll. IP-Adressen sind wie normale Adressen auf Briefen nötig, damit Informationen zum richtigen Empfänger transportiert werden. Sie ist deswegen dem Internet-Anbieter sowie dem Websitebetreiber bekannt. 

Die IP-Adresse allein ermöglicht zwar noch keine direkte Identifizierung einer Person, also herauszufinden, wer genau hinter der IP steckt. In der Kombination mit anderen Daten ist es jedoch theoretisch möglich, mit einer IP Personen zu identifizieren oder zu lokalisieren, also herauszufinden, wo sie sind.

Bei Verwendung von VPN-Verbindungen verläuft dies etwas anders. Bei Verwendung eines VPN werden deine Daten durch eine verschlüsselte Datenleitung transportiert. Dadurch erhält dein Internet-Anbieter die IP-Adresse des VPN-Servers, deine eigene IP bleibt verborgen. Trotzdem ist dieser Weg nicht anonym. Hierbei musst du deinem VPN-Anbieter vertrauen, da er deine Daten kennt und missbrauchen könnte.

Wozu werden VPNs verwendet?

1. Anonymität

An der Funktionsweise von VPNs sieht man, dass das mit der Anonymität ein ziemlich leeres Werbeversprechen ist. Anstatt deines Internet-Anbieters und den Betreibern der Webseiten, hat jetzt dein VPN-Anbieter deine Daten.  Die meisten Anbieter versprechen allerdings eine No-Log-Policy, was bedeutet, dass deine Daten nicht gespeichert werden. Mit einem VPN wird allerdings lediglich deine IP-Adresse verschlüsselt. Beim Aufrufen einer Website übermittelt dein Browser trotzdem Daten wie die Browser-Plugins, Sprache, Schriftart oder Bildschirmauflösung. Kombiniert man diese Eigenschaften, kann man dich auch mit verschlüsselter IP-Adresse identifizieren.

2. Sichere Nutzung öffentlicher WLAN-Netze

Wenn du ein öffentliches WLAN nutzt, zum Beispiel in Cafés, sind die Verbindungen meistens nicht verschlüsselt. Dadurch ist es für Kriminelle deutlich einfacher, Daten abzufangen. Dagegen kann ein VPN helfen, da es Daten verschlüsselt verschickt.

3. Umgehen von Geoblocking

Beim Geoblocking wird der Zugang zu bestimmten Inhalten aufgrund der geografischen Lage eingeschränkt. Beispielsweise kann man bei Streaming-Anbietern in Deutschland andere Serien schauen als in den USA, weil sie die Rechte an den Serien für bestimmte Länder erwerben. VPNs erlauben es, seine virtuelle Position zu ändern, das heißt man kann damit einen anderen Standort vortäuschen. Aber Achtung: Wer Geoblocking mit VPNs umgeht, verstößt bei den meisten Streaming-Anbietern gegen die Nutzungsbedingungen.

Auch die Livestreams von ARD und ZDF unterliegen Geoblocking und man kann sie nur in Deutschland anschauen. Aus dem Auslandsurlaub mit einem VPN auf deutsche Fernsehsender zuzugreifen, ist erlaubt. Die rechtliche Situation bezüglich der Nutzung von VPNs zur Umgehung von Geoblocking ist nicht ganz einfach und unterscheidet sich von Land zu Land.

4. Umgehen von Netzsperren

Dein Internet-Anbieter kann verweigern, dass du gesperrte Webseiten aufrufst. Mit einem VPN sieht dein Internet-Anbieter nicht, welche Website du aufrufst. Netzsperren kann man mit einem VPN also theoretisch umgehen.

Deswegen sind in Ländern mit starker Internetzensur (wie China) VPNs verboten. Das chinesische Regime möchte kontrollieren, welche Meinungen sich im Netz verbreiten und wer dahinter steckt. In Deutschland kann ein Gericht entscheiden, dass Webseiten gesperrt werden müssen. Beispielsweise wenn dort extremistische Inhalte verbreitet werden. Es ist auch möglich, dass Inhalte gesperrt werden, weil Urheberrechte verletzt werden, oder dass Internetanbieter freiwillig illegale oder schädliche Inhalte blockieren. Du solltest gesperrte Websites deswegen auch mit VPN nicht aufrufen.

5. Sicherheit

Auch Passwörter beim Online-Banking werden durch ein VPN verschlüsselt. Das Klauen dieser sensiblen Daten kannst Du leicht dadurch verhindern, dass du beim Surfen darauf achtest, nur Websites aufzurufen, deren URL mit https:// beginnt.

Welche Nachteile haben VPN?

Durch das Benutzen von VPNs wird deine Internet-Geschwindigkeit etwas langsamer. Deine Daten brauchen einfach mehr Zeit für die Leitung über einen zusätzlichen Server.

Die meisten VPN-Dienste kosten Geld – circa 5 Euro im Monat. Da der Betrieb der nötigen Server sehr teuer ist.

Die Auswahl eines passenden VPN-Dienstes ist schwer. Es gibt sehr viele unterschiedliche Anbieter, darunter auch nicht vertrauenswürdige. Manche speichern und verkaufen Daten und es gibt sogar Softwares, deren Installation deinem Computer schaden kann.

Welche Regeln und Gesetze müssen bei der Benutzung beachtet werden?

Kriminelle Aktivitäten, wie das Herunterladen urheberrechtlich geschützter Dateien, sind natürlich auch mit einem VPN eine Straftat.

Geoblocking auf Streaming-Plattformen zu umgehen, verstößt meistens gegen die Nutzungsbedingungen.

VPNs zu benutzen, ist in Deutschland aber grundsätzlich legal. Anders ist das zum Beispiel in Russland oder der Türkei, wo VPN-Dienste verboten sind.

Welche Kriterien sollte man bei der Wahl des Anbieters beachten?

Es gibt neben kostenpflichtigen Abo-Modellen für VPN-Server auch zahlreiche Gratis-Anbieter. Dabei sollte man vorsichtig sein. Diese Unternehmen finanzieren sich oft, indem sie deine persönlichen Daten nutzen oder weitergeben.  

Dein Anbieter sollte eine No Log Policy verfolgen, also keine Daten von dir speichern.

Überprüfe den Server-Standort deines Anbieters. In einigen Ländern, zum Beispiel in den USA, können Behörden ohne große Hürden auf die Daten von Nutzer:innen zugreifen.

Bei einem Abbruch der Internetverbindung sollte ein VPN-Dienst die offene Verbindung sofort schließen, da sonst die tatsächliche IP-Adresse offengelegt wird. Diese Schutzfunktion wird als „Internet Kill-Switch“ bezeichnet und sollte angeboten werden.

Beim Aufrufen einer Website wird eine Anfrage an einen sogenannten DNS-Server geschickt. Diese Server sind das „Adressbuch” des Internets. Sie übersetzt Domain-Namen wie https://slpb.wtf.de in IP-Adressen, die der Computer verarbeiten kann.

Es kann aber vorkommen, dass die Anfrage zum DNS-Server ungeschützt ist.  Dann spricht man von einem DNS-Leak. VPN-Dienste sollten einen Schutz gegen DNS-Leaks bieten.

Viele der Werbeversprechen von VPN-Anbietern sind also falsch. Mit einem VPN ist man weder zu 100% anonym noch wirklich sicher. Es gibt einige sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten für VPNs, aber nicht jede:r „braucht” ein VPN. Ob du ein VPN benutzt, musst du letztendlich für dich entscheiden.

Viele der Werbeversprechen von VPN-Anbietern sind also falsch. Mit einem VPN ist man weder zu 100% anonym noch wirklich sicher. Es gibt einige sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten für VPNs, aber nicht jede:r „braucht” ein VPN. Ob du ein VPN benutzt, musst du letztendlich für dich entscheiden.

Lass dir auf jeden Fall bei der Auswahl eines passenden Anbieters Zeit und lies dir die Datenschutzbedingungen wirklich durch.

Auch wenn du ein VPN benutzt, solltest du zusätzlich andere Tipps beachten, um deine Daten zu schützen. In diesem Text zum Digitalen Fußabdruck werden einige aufgezählt.


Freie Presse. VPN legal oder illegal? Ist es erlaubt? Wir haben die Antworten. URL: https://www.freiepresse.de/erfahrungen/software/vpn/legal-oder-illegal/

Digital Guide IONOS. DNS Leak. URL: https://www.ionos.de/digitalguide/server/knowhow/dns-leak/

Netzwelt. Drei VPN-Dienste offenbar gehackt: 20 Millionen Nutzerdaten stehen zum Verkauf . URL: https://www.netzwelt.de/news/186685-drei-vpn-dienste-offenbar-gehackt-20-millionen-nutzerdaten-stehen-verkauf.html

ITIGIC. Kann ein VPN Passwörter schützen?. URL: https://itigic.com/de/can-a-vpn-protect-passwords/

So Many Tabs (25.05.2021). Geblockte Serien streamen: Die Wahrheit über VPNs (mit @carolalilo) [Video]. YouTube. URL: https://youtu.be/Px07lKy5MDo?feature=shared

Deutsche Welle. Zensurumgehung mit VPN – ist das sicher?. URL: https://www.dw.com/de/zensur-mit-vpn-umgehen-ist-das-%C3%BCberhaupt-sicher/a-56816688 

Verbraucherzentrale. Öffentliche WLAN-Netze sicher nutzen. URL: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/oeffentliche-wlannetze-sicher-nutzen-19264#:~:text=Nutzen%20Sie%20Hotspots%20im%20Zug,so%20auch%20Ihr%20Ger%C3%A4t%20sch%C3%A4digen.

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Wie funktioniert ein Virtual Private Network (VPN). URL: https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Cyber-Sicherheitsempfehlungen/Router-WLAN-VPN/Virtual-Private-Networks-VPN/virtual-private-networks-vpn_node.html#doc504116bodyText1

mobilsicher (19.03.2018). Browser-Fingerprinting: Wie das Internet dich wiedererkennt [Video]. YouTube. URL: https://youtu.be/k8lpPK1I3xU?feature=shared

 

Kann ein VPN Passwörter schützen?

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